„Wenn die Welt untergeht, bin ich im Urlaub.“

Axel Bertholdt
Bildrechte Axel Bertholdt

Irgendwo habe ich vor vielen Jahren diesen Spruch gehört und manchmal träume ich davon, ob das nicht eine reale Möglichkeit sein könnte? Wenn es wirklich unangenehm wird, dann einfach mal nicht da sein? Mal eben die Welt verlassen, bis die sich alle wieder eingekriegt haben und es wieder etwas friedlicher wird? Wenn die Flutkatastrophen einmal uns erreichen und alles im Strudel des Hochwassers versinkt – dann machen wir Urlaub – vielleicht bei Jim Knopf auf Lummerland – von Michael Ende ersonnen - oder im lieblichen Auenland der Hobbits aus dem Herrn der Ringe? So schön die Phantasiewelten auch sind und so gerne ich als Kind und Jugendlicher in den erfundenen Gefilden mit den Bücherhelden unterwegs war, irgendwann ist das Buch zu Ende und wir tauchen wieder auf in unsere Realität. Im Monatsspruch für September begegnet uns der Mensch, der den Psalm 46 verfasst hat. Der hat offenbar ganz ähnliche Katastrophen erlebt, wie wir sie auch kennen. Er hat auch Bilder vom Weltuntergang vor Augen, wo Berge im Meer versinken, die Wellen wüten und wallen, so dass Berge einfallen. Der schreibt dann in seinem Psalm:

Dennoch fürchten wir uns nicht! Denn: Gott ist unsere Zuversicht und Stärke!
Psalm 46,2 Monatsspruch September

Der Mensch, der diesen Psalm geschrieben hat, hat offenbar auch große Not erlebt, aber er hat auf der Suche nach einem Halt nicht seine Phantasie bemüht, sondern gespürt, dass ihn sein Glaube, sein Vertrauen in Gott in dieser Not getragen hat.

Ob mir das auch so gelingen wird?
Der Psalmbeter erwartet, dass selbst bei diesen Katastrophen „die Stadt Gottes fein lustig bleiben wird mit ihren Brünnlein, da die heiligen Wohnungen des Höchsten sind.“ Ob ich wohl auch so eine Wohnung für Gottes Geist sein könnte, so dass ich trotz aller Bedrängnis in meinem Inneren vertrauend auf Gottes Gegenwart und Zukunft „fein lustig“ bleiben kann - also niemals die Hoffnung und nie den Optimismus verliere?

Ich nehme mir beides vor:
Jetzt fahre ich erst einmal in den Urlaub - in der Hoffnung, die Welt möge nicht gleichzeitig untergehen. Dort will ich mich auch wieder Mal an einem Buch versuchen – abtauchen in fremde Welten. Wenn aber die Wirklichkeit wiederkommt mit all ihren schweren Nachrichten – dann möchte ich mir ein Beispiel nehmen am Verfasser dieses Psalms 46 – und den einen Satz mitsprechen lernen, der dann noch trägt:

Gott ist unsere Zuversicht und Stärke.
Möge Gott seinen Geist dazu tun, dann kann es gelingen.
Möge uns die Hoffnung und ein Stück Optimismus niemals ausgehen – das wünscht

Ihr Pfarrer Axel Bertholdt