Ehrenamtliche im Portrait

Dorfgemeinschaft und Großfamilie in modernen Formaten

Vereine und Nachbarschaftshilfen schaffen Sicherheit und Zusammenhalt

Wer sich in Neunkirchen engagieren möchte, der findet vielfältige Möglichkeiten, eigene Interessen und Fähigkeiten einzubringen und sich weiterzuentwickeln: Sportbegeisterte in den Sportvereinen, Musiker und Kulturinteressierte in Chören, Orchestern, Kulturvereinen und in der Bücherei. Naturverbundene und Tierliebhaber finden ebenso passende Vereine wie Heimat- und Faschingsfreunde. Wer das Zusammenleben im Ort mitgestalten will, der oder die kann aktiv werden in der Marktgemeinde und den politischen Parteien, und wem besonders das soziale Miteinander am Herzen liegt, hilft bei der Feuerwehr, bei den Kirchengemeinden und ihren Einrichtungen, bei der Caritas, der Kolpingfamilie oder in der Nachbarschaftshilfe „Miteinander-Füreinander“. Egal wie oft und in welchem Umfang sie tätig sind - eines erleben alle Engagierten gleichermaßen: Sie treffen Gleichgesinnte, finden Freude und spüren, dass sie einen wertvollen Beitrag zur Lebensqualität vor Ort und zum sozialen Frieden leisten.

Ehrenamt: So vielfältig wie wir Menschen, hier ein paar Beispiele

Heinz Eckart und Joszef tüfteln gemeinsam
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Heinz Eckart und Joszef tüfteln gemeinsam

Wenn Heinz Eckart die Mittelschule verlässt, kommt es schon mal vor, dass sich Jugendliche von ihm mit dem typischen Faustcheck der jüngeren Generation verabschieden - ein Ritterschlag für alle Menschen über 60! Er ist Mitglied im Verein „Miteinander-Füreinander e.V.“, und seit drei Jahren hilft er einmal pro Woche in der Offenen Ganztagsschule bei der Hausaufgabenbetreuung. Dort lernt er täglich selbst dazu: „Ich habe zwar als Berufschullehrer viel Erfahrung mit Schule, schwerpunktmäßig jedoch in technischen Bereichen“ erzählt er. Fachliche Kenntnisse seien überhaupt nicht notwendig, berichtet er weiter, „im Gegenteil: das Schönste ist, wenn ich gemeinsam mit einem Jugendlichen versuche, die Aufgabenstellung im Arbeitsheft zu verstehen. Wir freuen uns dann riesig über das gemeinsame Erfolgserlebnis, und ich kann nebenbei ein bisschen mein Englisch oder meine Mathekenntnisse auffrischen!“

Gemeinsame Erfolgserlebnisse

In der 1:1-Situation der Hausaufgabenbetreuung kann Eckart die jungen Menschen viel besser kennenlernen, als es für einen Lehrer vor der Klasse je möglich wäre. Einem Jungen, der als Linkshänder und mit Rechtschreibschwächen viel Frustration in der Schule erlebt, erzählte er einmal, dass Linkshänder ja oft besondere Talente haben. „Das hat ihn so beeindruckt, dass er nicht wie üblich sofort nach den Aufgaben die Flucht ins Freie ergriffen, sondern im Internet ausgiebig zu dem Thema recherchiert hat.“ Es ist für die jungen Menschen so wichtig, sagt Eckart, wenn sie merken, dass sich jemand für sie interessiert und auch mal andere Rollen und Lebensmodelle vorlebt, als sie es aus ihrem Umfeld kennen. „Letztendlich suchen alle Halt und wollen zu einer Gruppe dazugehören“.

 

Wenn in früheren Zeiten Jugendliche Schwierigkeiten mit ihren Eltern hatten, dann gingen sie vielleicht zur Tante oder zum benachbarten Bauern und fanden in der Großfamilie oder in der Dorfgemeinschaft eine Bezugsperson, die ihre Interessen teilte und ihnen Halt geben konnte.

Heute leben Familien oft weit verstreut, und Eltern können nicht gleichzeitig für den Lebensunterhalt arbeiten und auch noch für ihre Kinder die Oma, der Onkel und der Kumpel sein.

Frauke und Johanna Hewelt
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Frauke und Johanna Hewelt

Wahl-Familien

Frauke Hewelt kam schon vor einigen Jahren nach Neunkirchen.  Mit der Geburt ihrer Tochter entstand der Wunsch, sich endlich sozial zu engagieren und vielleicht auch Ersatz-Großeltern für ihr Kind zu finden. „Ich möchte unserer Johanna vorleben, dass wir Menschen – Alt und Jung – füreinander sorgen und uns gegenseitig helfen“, berichtet sie. Sie trat dem Verein „Miteinander-Füreinander“ bei, und dort wurde ihr eine Dame vorgeschlagen, die sie seitdem regelmäßig besucht und der sie im Haushalt hilft. „Das war ein echter Glücksgriff, denn Frau Müller (Name geändert) und ich passen perfekt zusammen!“ schwärmt Hewelt. „Wir tauschen uns über so viele Themen aus und stellen häufig fest, dass wir ganz ähnlich denken.  Wir lachen auch viel zusammen, und es geht längst um viel mehr als die Unterstützung an sich.“ Die junge Frau betont, dass sie aus ihrem Engagement viel zurückbekommt und vieles erlebt, was sie bei ihrer eigenen Oma verpasst hat. „Und nicht zuletzt sind die Stunden mit Frau Müller eine willkommene Abwechslung zu meinem sonst eher zahlenorientierten Job…“

Man muss keinem Verein beitreten, um andere Menschen zu unterstützen. Oft reicht es, mit offenen Augen durch die Nachbarschaft zu gehen und älteren Menschen oder Familien Hilfe anzubieten. Für diejenigen, die Unterstützung suchen, schafft ein Verein wie „Miteinander-Füreinander“ aber ein Stück Gewissheit, dass sie den so vermittelten Helfenden vertrauen können. Und für die Engagierten bietet eine Mitgliedschaft buchstäblich die „Versicherung“, dass sie bei möglichen Schäden nicht schutzlos sind. So wird das Prinzip der Großfamilie und der Dorfgemeinschaft in neuen Formaten gelebt.

Freil!ch - Die bayerische Engagement-Plattform

 

Auch das Bayerische Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales weiß inzwischen, wie wichtig Bürgerengagement vor Ort ist, und fördert Freiwilligen-Agenturen und Koordinierungszentren. Wer in Bayern nach einem passenden Ehrenamt sucht, wird in Zukunft unter der ersten bayernweiten Plattform zur Vermittlung von Engagement und Ehrenamt www.freilich-bayern.de fündig. Ziel der Webseite ist es, Menschen, die ein Ehrenamt suchen und die Angebote von Engagementorganisationen passgenau zusammenzuführen.

In Neunkirchen am Brand reicht ein Blick in die Vereinslandschaft oder in die Nachbarschaft, um das passende Engagement zu finden, aber die neue Internetseite bietet viele Ideen und Impulse und zeigt die Chancen sozialer Medien gerade auch für Vereine, die sich verjüngen und weiterentwickeln möchten. Man darf gespannt sein, was sich in Zukunft in unserer Region noch alles tun wird!

 

Kerstin Jaunich

für Miteinander-Füreinander e.V.